Luther auf der Wartburg

 

Am 25. April 1521 verabschiedeten Dr. Ecken und der kaiserliche Sekretär Siebenbürger im Johanniterhof in Worms Luther mit der Zusage eines erneuten Geleits von 21 Tagen. 

In Luthers Brief an Lukas Cranach, geschriebenen von Frankfurt aus am 28. April stehen die Worte: 

"Ich laß mich eintun und verbergen, weiß selbst noch nicht wo."

 


Nach dem Start am 26. April in Worms geht der Rückweg wohl über Oppenheim, Frankfurt am Main, Friedberg, Grünberg, Alsfeld, Hersfeld und Berka/Werra bis zur Ankunft in Eisenach.

Am 3. Mai besucht er die Angehörigen in Möhra. 

Am Abend des 4. Mai 1521 wird Martin Luther auf dem Rückweg nach Eisenach im Glasbachsgrund nahe Schloss Altenstein in Liebenstein von Friedrichs Soldaten heimlich entführt und auf der Eisenacher Wartburg als „Junker Jörg“, also inkognito festgesetzt, um ihn der Gefahr zu entziehen.

Hier blieb er bis zum 1. März 1522 und verfasste viele Schriften. Auf Anraten Melanchthons übersetzte er im Herbst 1521 das Neue Testament in nur elf Wochen ins Deutsche. Eine erste Auflage dieses Neuen Testamentes erschien im September 1522 (bekannt als „Septembertestament“). 

Als Vorlage diente ihm ein Exemplar der griechischen Bibel des Erasmus von Rotterdam, zusammen mit dessen eigener lateinischen Übersetzung sowie die Vulgata, die seit dem 7. Jahrhundert in der katholischen Kirche allgemein gebräuchliche lateinische Bibel. 

Was auf der Wartburg begann fand 1523 seine Fortsetzung; es erschien die erste Teilübersetzung des Alten Testaments. Beide übersetzten Teile zusammen erlebten bis 1525 bereits 22 autorisierte Auflagen und 110 Nachdrucke, so dass rund ein Drittel aller lesekundigen Deutschen dieses Buch besaß.  

Bis 1534 übersetzte Luther zusammen mit einem Kreis aus Reformatoren und Professoren-Kollegen das übrige Alte Testament aus damals wiederentdeckten Handschriften des sog. masoretischen Textes. Zusammen mit den sog. Apokryphen bilden beide Testamente die berühmte Lutherbibel. 

Luther bemühte sich wie die Humanisten um eine möglichst direkte Übersetzung der hebräischen und griechischen Urtexte.

Luther machte biblische Inhalte dem einfachen Volk zugänglich. Zwar gab es vorher schon 14 hoch-deutsche und vier niederdeutsche gedruckte Bibelausgaben, jedoch waren diese durch ihr „gestelztes“ Deutsch für das einfache Volk schwer verständlich. Er wollte „dem Volk aufs Maul schauen“ und verwendete daher eine kräftige, bilderreiche, volkstümliche und allgemein verständliche Ausdrucksweise.

Sie wirkte stil- und sprachbildend für Jahrhunderte. So ersann er Ausdrücke wie Feuertaufe, Bluthund, Selbstverleugnung, Machtwort, Schandfleck, Lückenbüßer, Gewissensbisse, Lästermaul und Lockvogel. Metaphorische Redewendungen wie „Perlen vor die Säue werfen“, „ein Buch mit sieben Siegeln“, „die Zähne zusammenbeißen“, „etwas ausposaunen“, „im Dunkeln tappen“, „ein Herz und eine Seele“, „auf Sand bauen“, „Wolf im Schafspelz“ und „der große Unbekannte“ gehen auf ihn zurück. 

Seine Sprachform war das Ostmitteldeutsche seiner Heimat, in dem nord- und süddeutsche Dialekte schon verschmolzen waren. Aber durch Luthers Bibelübersetzung entwickelte sich dieser Dialekt zum gemeinsamen Hochdeutsch.